mitglied

spenden

Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Geschichte zum Anfassen in Appen

17. 12. 2017

Presseartikel Pinneberger Tageblatt vom 17.12.2017

 

Dirk Cholewa, Vorsitzender Heimatverein Appen, über die geplante 750-Jahr-Feier und die Zukunft des Heimatvereins.

 

Appen | Dirk Cholewa ist seit Kurzem Vorsitzender des Appener Heimatvereins. Im Sonntagsgespräch erklärt er unter anderem, welche Bedeutung der Heimatverein für die Gemeinde hat.

 

Frage: Warum haben Sie das Amt des Vorsitzenden übernommen?
Cholewa: Als Geschichtslehrer sollte man nicht nur über Geschichte reden, sondern auch verantwortlich handeln. Ich bin der Auffassung, dass Geschichte bewahrt werden muss und dazu tragen die Heimatvereine bei. Deshalb finde ich es wichtig, diese zu fördern. Mir wird bei meiner Arbeit sicherlich zugutekommen, dass ich als Vorsitzender der Sektion Wedel der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft weiß, wie es ist, einen Verein zu führen.

 

Was haben Sie sich für Ihre Arbeit vorgenommen?
Einmal möchte ich das Gute bewahren. So hatte das gesellige Beisammensein im Heimatverein schon immer große Bedeutung. Weihnachtsfeiern, Exkursionen, Ausflüge - all das wird auch in Zukunft zum Programm gehören. Dazu will ich noch mehr herausarbeiten, was Appen an Geschichte und Kultur zu bieten hat und das den Bürgern vermitteln. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass an den historischen Gebäuden Infotafeln angebracht werden. Auch ein Schaukasten mit Informationen über die Historie des Ortes wäre eine Bereicherung für die Gemeinde. Alle Familien und Häuser haben ihre Geschichte. Die darf nicht verloren gehen.

 

Wie wollen Sie neue Mitglieder für den Heimatverein gewinnen?
Flyer verteilen, eine Homepage erstellen, an die Grundschule gehen, um im Heimat- und Sachkundeunterricht Kinder für Geschichte zu begeistern – wir müssen in der Öffentlichkeit präsenter sein. Viele Appener wissen gar nicht, dass es einen Heimatverein gibt. Wir sind ein Verein, der lebt. Es ist eine Aufbruchstimmung zu erkennen, die mir Mut macht. Wir wollen gerade jungen Familien zeigen, dass Geschichte spannend ist. Appen wird schließlich im übernächsten Jahr 750 Jahre alt und blickt auf eine bewegte Historie zurück.

 

Wird sich der Heimatverein an den Jubiläumsfeierlichkeiten beteiligen?
Da müssen wir auf jeden Fall Flagge zeigen. Eine Ausstellung im Bürgerhaus wäre eine gute Sache. Ich könnte mir außerdem einen historischen Umzug durch die Gemeinde vorstellen. In der Schule könnten wir einen Klassenraum so einrichten, wie er vor 50 Jahren aussah.

 

Warum ist der Heimatverein für Appen wichtig?
Geschichte ist für junge Menschen zeitlich und räumlich weit weg. Zumindest die räumliche Entfernung können wir beseitigen. Wir beschäftigen uns nicht mit der großen Geschichte, sondern kümmern uns um das, was vor Ort passiert ist. Das steht meistens in keinen Büchern. Wir bieten stattdessen Geschichte zum Anfassen. So können die Bürger beispielsweise in unserem Archiv neben dem Gemeindebüro einiges darüber erfahren, wie das Leben in Appen früher aussah.

 

Gibt es Probleme, mit denen der Heimatverein zu kämpfen hat?
Ein Problem ist die Überalterung. Wir müssen versuchen, jüngere Appener für uns zu begeistern. Die könnten von dem Wissen der Älteren profitieren und denen im Gegenzug helfen, mit neuen Entwicklungen zurechtzukommen. So bringt Geschichte Generationen zusammen.

 

Wie wichtig ist Ihnen persönlich Geschichte?
Ein Leben ohne sie kann ich mir nicht vorstellen. Geschichte war schon in der Kindheit mein Ding. Ich habe immer ohne Ende Bücher gelesen. Mein Vater wurde in Kattowitz geboren, meine Mutter in Glückstadt. Allein, um zu verstehen, wie sie zusammengekommen sind, musste ich mich mit unserer Familiengeschichte beschäftigen. Spurensuche gehört zur Geschichte einfach dazu. Die Gegenwart kann man nicht verstehen, ohne sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.

 

Beschäftigt sich die Gesellschaft ausreichend mit dem Thema Geschichte?
Leider nicht überall. In einigen Bundesländern gibt es Geschichte nicht einmal mehr als eigenständiges Unterrichtsfach. Das finde ich aufgrund unserer dunklen Vergangenheit unverantwortlich. Geschichte muss aus meiner Sicht zwingend Teil des Lehrplans sein und darf nicht mit anderen Fächern vermengt werden. Das aktuelle Wahlergebnis zeigt, wie wichtig das ist. Ohne Geschichtskenntnisse sind auch die Entwicklungen in den neuen Bundesländern nicht zu verstehen. Die deutsche Einheit ist aber für viele Schüler unendlich weit weg.

 

 

Bild zur Meldung: Dirk Cholewa ist seit kurzem Vorsitzender des Appener Heimatvereins